Pflege in der Opferrolle – Raus aus der Wohlfühlzone?
Wieso es Selbstsorge, Eigenverantwortung und Professionalisierung in den Pflegeberufen gerade jetzt braucht!
Pflegefachpersonen wurden in der Covid-19-Pandemie als Held:innen gefeiert, denen mit abendlichen Standing Ovations und Applaus von den Balkonen und Fenstern gedankt wurde. Der Pflegeberuf erfuhr mediale Wertschätzung und Anerkennung. Öffentlich wurden die gesellschaftliche Verantwortung, Arbeitsbedingungen, unangemessene Entlohnung, Personalmangel und Überlastung diskutiert. Dabei wurde der Berufsgruppe häufig eine Opferrolle zugeschrieben. Laut wurde gefordert, man müsse helfen und für sie sorgen.
Wo steht die Berufsgruppe nun zwei Jahre nach der Pandemie? Der Pflegeberuf ist in der Öffentlichkeit in den Hintergrund gerückt. Die Arbeitsbedingungen und Belastungen haben sich verschärft und die Anforderungen und Aufgaben sind gewachsen und es scheint manchmal so, als hätte es sich die Berufsgruppe in ihrer Opferrolle bequem gemacht. Wie kommt die Berufsgruppe da nun aber wieder raus?
Es ist an der Zeit, aus der Wohlfühlzone herauszutreten und sich aktiv für die Berufsgruppe, aber auch für die eigene Gesundheit und für das eigene Wohlbefinden einzusetzen. Über die Verhältnisse zu jammern, bringt nichts, vielmehr muss das Verhalten geändert werden.
Professionalisierung, Selbstsorge und Eigenverantwortung sind auf Professions- wie auch auf individueller Ebene für Pflegefachpersonen unerlässlich und gleichsam eigentlich selbstverständlich – immerhin werden diese Aspekte als berufliches Grundverständnis im Ethikkodex von Pflegefachpersonen vom International Council of Nurses (ICN) formuliert. Professionalisierung bedeutet Selbstsorge und die Übernahme von Eigenverantwortung – nur so kann sich die Berufsgruppe selbst befähigen, Pflege auf hohem Niveau zu entwickeln und Arbeits- und Rahmenbedingungen selbst zu gestalten.
Referent:in
Steven Kranz- Stellv. Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (vorher Assistenz der Geschäftsführung, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und interne Koordination)
- Lehrbeauftragter in den Pflege- und Gesundheitsstudiengängen an der Alice Salomon Hochschule Berlin und Evangelischen Hochschule Berlin
- Freiberuflicher Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Palliativbeauftragter“ der Johannesstift Diakonie (2018-2022)
- Bachelorstudium „Pflege und Gesundheitsmanagement“ (2013-2016); Masterstudium „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ (2016-2018) an der Alice Salomon Hochschule Berlin
- Krankenpflegeexamen an der LMU München Großhadern (2004) sowie Abschluss der Fachweiterbildung Intensivpflege (2007) und Weiterbildung Palliativpflege (2016). Von 2004 bis 2017 in der klinischen Krankenpflege tätig (Intensivversorgung, Palliativversorgung)
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