Klientenzentrierte Haltung und nervensystemgestützte Verbundenheit in der Praxis.

Trauer zeigt sich generalisiert in verschiedenen psychologischen und auch physiologischen Reaktionen. Jeder Todesfall führt zu Trauer und Kummer. Gleichzeitig hat jeder Todesfall auch das Potenzial eines traumatischen Erlebens. Der Suizid einer nahestehenden Person zum Beispiel, ist häufig ein derart überwältigendes und traumatisches Ereignis, dass in Folge das Risiko für psychische und somatische Folgeerkrankungen steigt. Zahlreiche Studien zeigen zudem, dass der Suizid einer nahestehenden Person mit einer erhöhten Mortalität insbesondere durch Suizid einhergeht.

Anhand von Forschungserkenntnissen aus der Polyvagaltheorie von Stephen Porges wollen wir ein tieferes Verständnis für physiologische Abläufe und der Problematik ermöglichen sowie auch Präventionsansätze vorstellen. Hier soll insbesondere auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht werden, den Klient:innen in einen nervensystemgestützten Zustand der Verbundenheit anzuleiten. Das Wissen um diese von Studien gestützte Tatsache verdient mehr Aufmerksamkeit und Einzug in die professionelle Praxis, so dass eine wirksame und umfassende bzw. ganzheitliche Unterstützung des Trauerprozesses möglich wird.

Durch Einblicke in die Klientenzentrierte Haltung in der Trauerpraxis entsteht ein lebendiger Eindruck praktischer Umsetzungsmöglichkeiten.

Bo Hauers erste Begegnung mit dem Tod fand unter Umständen und in einem so frühen Alter statt, dass es ihr nicht möglich war, das Erlebte zu benennen, aber sehr wohl zu fühlen. Mit Anfang zwanzig begleitete Bo ihren krebskranken Vater in den Tod und nur wenige Jahre später beging ihr jüngerer Bruder Suizid. Diese prägenden Berührungen mit dem Tod und den unterschiedlichen Formen des Sterbens, des Suchens von eigenen Möglichkeiten des Ausdrucks, wie auch dem erlebten gesellschaftlichen Umgang damit, ließen sie nie wieder los. Mit ihrer Plattform viaanima teilt sie gelebte Erfahrungen im viaMag und unterstützt in der Praxis andere Menschen einfühlsam mit ihrem Wissen dabei, ihren individuellen Weg und Ausdruck ihrer Trauer zu finden.

Gabriela Gottwalds Familie erlebte Verfolgung von nationalsozialistischer wie kommunistischer Seite. Langzeitfolgen davon waren u.a. Identitätsverlust, Entwurzelung und das Abhandenkommen jeglichen Sicherheitsempfindens. Aufgewachsen in diesem Umfeld schwerer Traumafolgestörungen und eines destruktiven Umgangs damit, beschäftigten sie Fragen, wie ein heilsames und stabiles Leben aussehen und aktiv gestaltet werden könnte. Erst aktuelle Forschungserkenntnisse im Bereich der Polyvagaltheorie und Trauma brachten wirklich befriedigende Antworten. Gabriela ist es ein großes Anliegen, dieses Wissen zu teilen und bekannt zu machen, dem individuellem wie auch gesellschaftlichem Wohl zuliebe.

An der Schnittstelle zwischen Trauer und Trauma begegnen sich Bos und Gabrielas Arbeit, mit der Absicht, professionell wie emphatisch die Situation ihrer Klient:nnen umfänglich erfassen und ressourcenorientiert, heilsam begleiten zu können. Damit letztendlich das Leben in all seiner verrückten Vielfalt vollumfänglich und mit Freude gelebt werden kann.